Im Lateinunterricht setzen sich die heutigen Schüler*innen durch das Lesen lateinischer Texte in einer historischen Kommunikation mit antiken Werten, Begriffen und Denkmustern der römischen und in Ansätzen auch der griechischen Antike auseinander, die das geistige Fundament Europas darstellen und ihre Wirksamkeit im kulturellen Gedächtnis seit der Antike entfaltet haben. Diese sind in unserer Kultur nicht nur normgebend, sondern auch als Gegenbild präsent. Beide Aspekte provozieren dazu, die eigene Gegenwart nicht unkritisch zu akzeptieren, sondern auf Alternativen zu hinterfragen, zu relativieren und zu beurteilen und können so einen Beitrag zur persönlichen Werteorientierung der Schüler*innen leisten können.
Als „Brückenbauer“ zur Antike fungiert der lateinische Text. Beim Umgang mit diesem lernen die Schüler*innen von Anfang an sorgfältiges und kontinuierliches Arbeiten, sie werden angeleitet genau zu beobachten und zu analysieren, Analogien zu nutzen, Hypothesen zu bilden und diese ständig kritisch zu überprüfen. Damit leistet der Lateinunterricht auch einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaftspropädeutik.1
Die Übersetzung eines lateinischen Textes erfolgt stets zielsprachenorientiert. Durch den bewertenden Vergleich verschiedener Formulierungen werden die Sprach- und Textkompetenz im Deutschen ständig weiterentwickelt.
Die aktuellen Forderungen nach individualisiertem Lernen und Binnendifferenzierung können im Lateinunterricht gerade auch aufgrund der relativ kleinen Lerngruppen erfüllt werden.
In zunehmendem Maße bieten projektorientierte Unterrichtsphasen den Schüler*innen die Möglichkeit, sich „eigenhändig“ mit Aspekten des römischen Alltags und in einer eigenen Interpretation mit lateinischen Texten produktionsorientiert auseinanderzusetzen oder sogar selbst literarisch tätig zu werden.
Projekt „Schreiben wie die Römer“ | Produkte aus einem Projekt zum römischen Dichter Martial |
Neben der Textarbeit im Klassenraum bieten sich gerade in Trier auch zahlreiche außerschulische Lernorte an, die im Rahmen von Unterrichtsgängen (z. B. zum Amphitheater) und ein- oder mehrtägigen Exkursionen (z. B. zur römischen Villa Borg oder in den archäologischen Park Xanten) die Schüler*innen für das Fortleben der Antike sensibilisieren und zu ihrem „Erleben“ einladen können.
1 Die Gedanken und Formulierungen stammen teils wörtlich aus dem Lehrplan Latein für die Sekundarstufe 1 und dem Leitbild für die Ausbildung von Lateinlehrern.