Das Bischöfliche Angela-Merici-Gymnasium (AMG) ist eine Schule für Mädchen und Jungen.
Während im öffentlichen Schulwesen der Typ der geschlechtergemischten Schule gesetzlich die Regel ist, sehen sich die Kirchen in Wahrung einer langen Tradition als private Schulträger in der Verantwortung, Eltern und Schülerinnen bzw. Schülern mit der Edukationsform der reinen Mädchen- bzw. Jungenschule eine andere Wahl zu bieten. Das Bischöfliche Angela Merici-Gymnasium kommt dieser Verantwortung mit dem Angebot des Edukationsmodells der Parallelen Monoedukation nach. Hierdurch und durch die christliche Orientierung bietet unsere Schule eine (erkennbare) Alternative zu koedukativen Schulformen in staatlicher Trägerschaft. Verankert in der christlichen Botschaft ermöglicht das AMG seinen Schülerinnen und Schülern in besonderer Weise Grundlagen für die Entfaltung ihrer Persönlichkeit und die Entwicklung ihres Selbstwertgefühls.
Angela-Merici
Der Name unserer Schule ist uns Verpflichtung. Wir sehen uns in unserer pädagogischen Arbeit in der Tradition der Gründerin der Ursulinen, der heiligen Angela Merici. Die hl. Angela war für ihre Zeit eine außergewöhnlich selbstbewusste und mutige Frau, die sich mit der Gründung ihrer Gemeinschaft und in ihrem Wirken für ein Überwinden gesellschaftlich gesetzter und zugeschriebener Rollenbilder einsetzte. Nicht von außen formulierte und an den Einzelnen herangetragene geschlechtsspezifische Rollenerwartungen sollten die Lebensgestaltung bestimmen, sondern individuelle Anlagen die Grundlage der persönlichen Entwicklung und Lebensführung bilden. Während so die Achtung der Individualität jedes Einzelnen Ansatzpunkt im Wirken der hl. Angela war, geriet das zugleich notwendige Miteinander in einer Gemeinschaft oder Gesellschaft nie aus dem Blick ihrer Überlegungen und deren konkreten Umsetzung. Dies spiegelt der von der hl. Angela gewählte Leitspruch für ihre Gemeinschaft - „helfet einander, schätzet einander, ertraget einander“ – deutlich wieder. In dieser ihr eigenen modernen Weltoffenheit und zugleich tiefer Gottbezogenheit kann die hl. Angela auch heute für junge Frauen und Männer Inspiration und Wegweiserin und somit Namenspatronin unserer Schule für Jungen und Mädchen sein.
Beitrag der Wissenschaft
Wissenschaftliche Forschungen belegen, dass es z.B. im Bereich der sprachlichen Fähigkeiten, dem räumlichen Vorstellungsvermögen und dem sozialen Verhalten zahlreiche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Für die Erziehung ergibt sich hieraus die Aufgabe, beide Geschlechter dabei zu unterstützen, mit ihren geschlechtsspezifischen Eigenarten umgehen zu lernen, und ein Bewusstsein für ihre besonderen Fähigkeiten zu entwickeln, um diese als Bereicherung in die Gemeinschaft einzubringen.
Parallele Monoedukation
Das AMG hat sich bewusst für den Weg der Erziehung von Schülerinnen und Schülern in Form der Parallelen Monoedukation (d.h. zwei Mädchenklassen und eine Jungenklasse in der Sekundarstufe I, Koedukation in der MSS) entschieden. Dieser Ausbildung wird der Vorzug gegeben, freilich ohne das andere Geschlecht und die Auseinandersetzung mit diesem völlig auszublenden. Schnittmengen und Begegnungsräume finden sich im klassenübergreifenden Miteinander der Schulgemeinschaft, im Besuch von Arbeitsgemeinschaften und nicht zuletzt im gemeinsamen Unterricht der Oberstufe. Hier erfahren die Schülerinnen und Schüler ebenso wie privaten Lebensbereichen (Familie, Freundeskreise, usw.) das Zusammenwirken der Geschlechter. Das von uns verfolgte Prinzip der Parallelen Monoedukation bietet den Schülerinnen und Schülern die Chance, unter Berücksichtigung unterschiedlicher Entwicklungslinien und Geschwindigkeiten in der Pubertät ihre Identität als Frau und Mann auszuprägen und ihren individuellen Lebensweg zu finden. Wir sind davon überzeugt, dass die Mädchen und Jungen in einem geschlechtshomogenen Lernumfeld ihre Talente und Interessen frei entdecken und fördern können, z.B. in der Wahl der Leistungskurse. In pädagogischer Hinsicht soll diese Entwicklung der Mädchen und Jungen mit den jeweils geeigneten Unterrichtsmethoden gezielt gefördert werden. Unsere Schule soll zudem ein sozialer Ort sein, wo Mädchen und Jungen möglichst unbeeinträchtigt von geschlechtsspezifischen Rollenerwartungen von- und miteinander lernen. Sie können hier eigene Stärken und Schwächen wahrnehmen und reflektieren, verschiedene Verhaltensmuster ausprobieren sowie Erwartungen und Normen, welche die Gesellschaft ihnen entgegenhält, kritisch hinterfragen. Der Verfestigung von Geschlechts-Stereotypen, die Mädchen und Jungen in ihren Entscheidungen und in ihrem Verhalten einengen, soll vorgebaut werden. Dadurch sollen mehr Chancengleichheit und eine individuelle, interessenbewusste Berufswahl ermöglicht werden. So wissen wir aus der Geschichte unserer Schule, dass beispielsweise der Anteil der Mädchen, die bei der Studienwahl ein mathematisches, naturwissenschaftliches oder technisches Fach wählen, signifikant höher ist als bei Schülerinnen koedukativer Schulen. Schulen, die das Konzept der Parallelen Monoedukation schon länger praktizieren, berichten analoge Beobachtungen aus der Jungenwelt. So zeigen sich dort signifikante Unterschiede in jenen Bereichen, die traditionell weniger Jungen zugeschrieben werden.
Schulalltag
Es ist ein Anliegen der Schule, im Unterrichts- und Schulgeschehen Erfahrungsfelder anzubieten, in denen Geschlechterrollen kritisch reflektiert werden und in denen eine Sensibilisierung für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten ermöglicht wird. Die Schülerinnen und Schüler sollen dazu befähigt werden, potentielle Konflikte zu erkennen, ihnen standzuhalten und sie in einer Weise zu lösen, die ein gleichberechtigtes Miteinander der Geschlechter ermöglicht.