Spannende Einblicke in das Leben einer Inderin – Videokonferenz mit Manju Jehan/ Toulouse

Am Mittwoch, dem 14. Mai, hatte unser Erdkunde-Grundkurs der Jahrgangsstufe 12 bei Herrn Greweldinger die besondere Gelegenheit mit Manju Jehan,  einer gebürtigen Inderin, wohnhaft in Toulouse, per FaceTime ins Gespräch zu kommen.

 

In den Wochen zuvor hatten wir uns im Erdkunde Unterricht intensiv mit der Wirtschaft Indiens, insbesondere der IT-und Pharma-Branche, sowie mit der Organisation „RSS“, einem hinduistisch-nationalistischen Verband mit großem Einfluss in der Politik, beschäftigt.

 

Dabei entstanden viele Fragen, die wir Manju gerne stellen wollten – sowohl zu ihrer persönlichen Lebensgeschichte als auch zu gesellschaftlichen und politischen Themen in Indien.

 

Zu Beginn der Videokonferenz waren wir alle ein wenig aufgeregt. Doch schon nach den ersten Minuten entwickelte sich ein lebendiges und offenes Gespräch, sodass die Nervosität schnell verflog.

 

Besonders interessierte uns Manjus Herkunft im indischen Kastensystem. Sie berichtete, dass sie zur obersten Kaste, den „Brahmanen“, gehört. Dadurch hatte sie, im Gegensatz zu vielen anderen Menschen in Indien, Zugang zu guter Bildung und musste nie in Armut leben. Dennoch war ihr Weg nicht immer einfach, vor allem als Frau: In Indien wird von Frauen häufig erwartet, dass sie sich auf Haushalt und Familie konzentrieren und ihre Meinung nicht offen äußern.

 

Manju widersetzte sich diesen traditionellen Vorstellungen, setzte sich für ihre Selbstbestimmung ein und wollte selbst entscheiden, wen sie heiratet. Als Folge wurde sie von ihrer Familie verstoßen und verlor ihr Zuhause.

 

Trotz dieser schwierigen Erfahrungen ließ sich Manju nicht entmutigen. Seit über zehn Jahren lebt sie nun mit ihrem Ehemann und ihren Kindern in Frankreich, hat wieder guten Kontakt zur indischen Familie, arbeitet in einer Führungsposition eines internationalen Luft- und Raumfahrt-Unternehmens, spricht mehrere Sprachen und lebt heute so frei und unabhängig, wie sie es sich immer gewünscht hat.

 

Auf die Frage nach den größten Unterschieden zwischen Indien und Frankreich antwortete Manju: „In Frankreich beschweren sich die Menschen oft über das, was sie nicht haben. In Indien hingegen besitzen viele Menschen sehr wenig, sind aber trotzdem glücklich und zufrieden.“ Diese Aussage hat uns als Kurs besonders beeindruckt und nachdenklich gestimmt. Sie erinnert uns daran, wie privilegiert wir in Deutschland leben und wie wichtig es ist, dankbar für unsere Möglichkeiten zu sein.

 

Liebe Manju, wir danken Ihnen herzlich für Ihre Offenheit und Geduld, mit der Sie all unsere Fragen beantwortet haben. Das Gespräch hat uns viele neue Perspektiven eröffnet, insbesondere, da die meisten von uns bisher kaum Berührungspunkte mit Indien hatten.

 

Vielen Dank für Ihre Zeit!

 

Ihr Erdkunde-Grundkurs

                                                                                                  Artikel:  Nina Gottschalk-Schmit

Hier die Antwort von Manju auf unsere Videokonferenz – sehr bewegender interkultureller Austausch.